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Wikinger: „Die Klischees halten sich hartnäckig“

Sie trugen keine Hörnerhelme, waren nicht ständig betrunken – und ihre Frauen noch nicht emanzipiert. Museumsleiterin Ute Drews über beliebte Wikinger-Mythen...

Frau Drews, jedes Jahr kommen Tausende Menschen ins Wikinger Museum Haithabu. Alles, was die Besucher*innen dort erfahren, beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Was gut ist, denn es gibt doch viele falsche Vorstellungen...
Ja, das stimmt. Die Klischees halten sich hartnäckig.

Was sind denn die drei meist verbreiteten Mythen über Wikinger?
Nach meinem Empfinden steht an erster Stelle nach wie vor der Hörnerhelm. Obgleich man heute weiß, dass es sich hier um eine Fehlinterpretation spezieller Funde handelt, die ihre phantasievollste Ausformung wohl in den Ausstattungen der Wagner-Opern fand, so ist der Mythos allgegenwärtig. Hörnerhelme zieren die verschiedensten Wikingerfiguren in den Souvenirläden, wie auch in Filmen und Serien.

Die Wikinger sollen auch bereits sehr emanzipierte Frauen gehabt haben...
Was nicht richtig ist. Auch da hält sich hartnäckig eine Behauptung aus dem Reich der Legenden. Sicher ist damit eine Art Wunschdenken verbunden, das mit der gesellschaftlichen Realität des frühen Mittelalters nichts gemein hat. Der größte Teil der weiblichen Bevölkerung lebte unfrei in Abhängigkeit.

Ebenso ins Reich der Phantasie gehört das Klischee vom ständig betrunkenen Wikinger, oder?
Richtig. Hierzulande wurde dieser Mythos durch das Lied der Gruppe Torfrock „Rollo der Wikinger“ mit dem Refrain „Wir saufen den Met, bis keiner mehr steht…“ befeuert. Und heute scheint kein Wikingerfilm ohne großes Besäufnis auszukommen. Die Klischees halten sich hartnäckig – auch wider besseres Wissen. Sie spiegeln den Beliebtheitsgrad des Motivs und möglicherweise damit verbundene Sehnsüchte.

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