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Von der Prospektion zur Ausgrabung

Von Dr. Volker Hilberg

Trotz der langjährigen Forschungen in Haithabu konnte bislang nur ein kleiner Bereich innerhalb des Halbkreiswalles ausgegraben werden. Deshalb versuchte man durch unterschiedliche Prospektionsmethoden Aufschlüsse über den gesamten Siedlungskomplex zu erhalten. Neben systematischen Oberflächenabsammlungen der Äcker oder Tauchaktionen im Haddebyer Noor wurden auch verschiedene geophysikalische Verfahren wie Sonarmessungen im Hafenbereich oder Geomagnetik in der Siedlung eingesetzt.

Die Messung unterschiedlicher physikalischer Eigenschaften der Erde kann als zerstörungsfreie Methode zur Feststellung archäologischer Strukturen im Boden eingesetzt werden. Besonders effizient ist die magnetische Prospektion, da archäologische Strukturen andere Magnetisierungen als der umgebende Boden aufweisen. Diese vom Erdmagnetfeld abweichenden Strukturen treten als magnetische Anomalien hervor.

Im Frühjahr 2002 startete ein neues Projekt, in dessen Verlauf ca. 29 Hektar Fläche innerhalb und außerhalb des Halbkreiswalles von verschiedenen Teams aus Kiel, Marburg, München und Wien mit modernsten geomagnetischen Meßgeräten untersucht wurden.

Durch die Magnetometer-Messungen konnte eine hohe Dichte von archäologischen Befunden im Innenbereich des Halbkreiswalles nachgewiesen werden. Die als unterschiedliche Baubefunde ansprechbaren magnetischen Anomalien reihen sich entlang von Wegen und verweisen auf eine Parzellierung des Geländes.

Die umfassende Auswertung der vorliegenden Prospektionsdaten ist noch in Bearbeitung. Außer ergänzenden Untersuchungen im Gelände müssen alle relevanten Informationen aus den verschiedensten archäologischen Feldarbeiten seit dem Jahr 1900 in die weiteren Projektarbeiten eingebunden werden.

Zur Überprüfung der Interpretation dieser geomagnetischen Prospektionen wurde in den Jahren 2005–2010 eine neue Ausgrabung durchgeführt. Die örtliche Grabungsleitung lag beim Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein. Im nordwestlichen Bereich innerhalb des Halbkreiswalles wurde hierfür eine Fläche von insgesamt 15x18 m Größe ausgewählt, in der mehrere rechteckige Anomalien liegen, die zum Teil als eingetiefte Gebäude, sog. Grubenhäuser, angesprochen worden waren. Solche Grubenhäuser wurden auch tatsächlich ausgegraben.

Durch einen sehr hohen Fundanfall können sie in das 10. und 11. Jahrhundert datiert werden. Ein Grubenhaus war um das Jahr 1000 abgebrannt. Viele Bestandteile der Bauhölzer und auch der ursprünglichen hölzernen Innenausstattung waren als Holzkohlefragmente erhalten. Anscheinend wurden alle Gegenstände, wie etwa Keramikgefäße, eine eisenbeschlagene Truhe oder ein Haufen Eisengeräte, in dem abgebrannten Schutt zurückgelassen. Ein Glücksfall für die Archäologie.

Die Bebauung auch in diesem Werkstattbereich Haithabus stellt sich als sehr regelmäßig und geplant dar. Allerdings zeigte sich auch, daß die richtige Ansprache geophysikalischer Anomalien nur durch eine archäologische Ausgrabung bestätigt werden kann. Erst bei der Ausgrabung des Jahres 2008 konnte die Funktion zweier magnetischer Anomalien geklärt werden: Es handelt sich um zisternenartige Brunnen, die etwa 3 m tief eingegraben waren und zumindest zeitweise Wasser führten. Die Grubenhaus- und Siedlungsbefunde in der unmittelbaren Nachbarschaft waren mit den Abfällen handwerklicher Tätigkeiten verfüllt. Neben der Eisenverarbeitung sind Bunt- und Weichmetallguß sowie die Glasverarbeitung belegt. Mit entsprechenden naturwissenschaftlichen und materialkundlichen Untersuchungen wurde im Jahr 2012 im Rahmen eines von der VolkswagenStiftung in Hannover geförderten Forschungsprojektes begonnen.

Galerie
Magnetometermessung des Wiener Teams
Messung des Magnetfeldes
Ergebnisse der Geomagnetik 2002
Grabungsfläche mit Interpretation der Geomagnetik
Überreste eines abgebrannten Grubenhauses
Produktionsabfälle der Glasverarbeitung
Landesmuseen Schleswig-Holstein
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