Dauerausstellung
Das Wikinger Museum Haithabu gehört zu den bedeutendsten archäologischen Museen Deutschlands. Es präsentiert Ihnen am Rande der ehemaligen Handelsmetropole der Wikinger ein modernes Ausstellunghaus mit einzigartigen Originalfunden und lädt Sie ins historische Gelände, wo sieben Häuser und eine Landebrücke nach originalen Funden rekonstruiert wurden.
Unser Ausstellunghaus zeigt einzigartige Originalfunde
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Das Wikinger Museum Haithabu präsentiert eine der spannendsten archäologischen Ausstellungen Europas: Einzigartige Originalfunde und innovative Vermittlungsmedien nehmen Sie mit auf eine Reise in das frühstädtische Leben vor 1000 Jahren. Im hauseigenen Kino zeigt das Museum seinen Besuchern mehrmals täglich zwei ganz neue Filme über die Welt der Wikinger: Haithabu – Fernhandelszentrum zwischen den Welten (ein Film für die ganze Familie) und Besuch bei den Wikingern in Haithabu (für Kinder).
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Verfolgen Sie am Stadtmodell die spannende Geschichte dieser Metropole: Am inneren Ende der Schlei entwickelt sich ab dem 8. Jahrhundert eine Siedlung, die sich in den folgenden Jahrhunderten zur bedeutendsten Stadt Nordeuropas entwickelt: Haithabu. An der schmalsten Stelle der Jütischen Halbinsel gelegen, kontrolliert der Ort den Haupthandelsweg zwischen Nord- und Ostsee. Für den dänischen König und seine Gefolgsleute ist der Warenumschlag in Haithabu eine Goldgrube. Entlang der Handelspassage entsteht ein komplexes Verteidigungssystem, das Danewerk. Haithabu existiert rund 300 Jahre. In der Mitte des 11. Jahrhunderts wird es zerstört und von Schleswig am Nordufer der Schlei abgelöst.
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Produktion und Handel bestimmen das Leben der Stadtbewohner. Haithabu ist ein Zentrum professionellen Handwerks. Die Menschen arbeiten überwiegend unter freiem Himmel. Eisenschmiede fertigen viele Gegenstände des täglichen Bedarfs – von der Axt über das Hufeisen bis zum Messer.
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In der Werkstatt des Geweihschnitzers entstehen Kämme, Nadeln, Spielsteine aus Geweih und Knochen.
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Haithabu ist nicht nur eine Handelsmetropole, hier konzentriert sich auch die königliche Macht. Die Herrscher lassen Runensteine für gefallene Krieger errichten. Der König und die Oberschicht haben sich in prunkvollen Gräbern bestatten lassen. Bestaunen Sie eines der prächtigsten wikingerzeitlichen Gräber, das Bootkammergrab von Haithabu.
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Dieser spektakuläre Goldschmuck stammt aus dem Grab einer reichen Frau und ist erst 2017 bei einer groß angelegten Grabung geborgen worden.
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Hier befinden Sie sich auf dem „Marktplatz“ von Haithabu. In dieser Vitrine können Sie Waren aus aller Herren Länder bestaunen. Nicht alle Importe sind Handelswaren. Vieles erreicht Haithabu als Beute, Geschenk oder persönlicher Besitz – Keramik, Waffen, Mühlsteine, Eisenbarren aber auch Sklavenfesseln, orientalischer Schmuck, gefälschte Münzen…
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Der Hafen von Haithabu ist das Herz der Stadt. Er ist einer der größten und modernsten in Nordeuropa. Große Handelsschiffe und die Kriegsschiffe der königlichen Flotte liegen neben kleinen Booten und Einbäumen. Das Museum präsentiert das Wrack eines königlichen Kriegsschiffes. Mit über 60 Mann Besatzung zählte es zu den schnellsten auf der Ostsee. Auf den Landebrücken herrscht buntes Treiben. Sie sind nicht nur Anlegestellen, sondern auch Marktort und Treffpunkt.
Die rekonstruierte Wikinger-Siedlung im historischen Gelände
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Innerhalb des Halbkreiswalles, in unmittelbarer Nähe des Museums, gewähren die nach originalen Baubefunden rekonstruierten Wikinger Häuser Haithabu Einblick in die Lebensverhältnisse der Bewohner vor rund 1000 Jahren. Auf schmalen Bohlenwegen, zwischen lehmverputzten Flechtwandhäusern und auf der Landungsbrücke im Hafen können Sie mit allen Sinnen in die Welt der Wikinger eintauchen. Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Vorführungen zu altem Handwerk und Märkten lässt hier regelmäßig die Welt der Wikinger vor Ihren Augen für einen Moment wiederaufleben.
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Der Hafen - Platz für den Warenumschlag
Im Hafen befanden sich mehrere Landebrücken, die weit in das Haddebyer Noor hinausreichten. Diese stehen am Ende einer Entwicklung: Zunächst wurden die Schiffe ans Ufer gezogen, später wurden kleine Steganlagen errichtet, die den Zugang zu den aufgelandeten Fahrzeugen erleichterten. Große Landebrücken ermöglichten später den tiefgängigen Handelsschiffen ein schwimmendes Anlegen. Die Landebrücken stellten somit für den Seehandelsplatz Haithabu eine entscheidende Einrichtung dar.
Die einzelnen Hafenbauwerke wurden im Verlaufe der Zeit durch kleinere Zwischenbauten untereinander verbunden und bildeten so eine gewaltige hölzerne Plattform. Die Landebrücken wurden im Laufe der Zeit immer wieder verlängert, da die Wassertiefe durch die Entsorgung von Abfällen im Hafengebiet des Noores bei gleichzeitig zunehmender Größe der Handelsschiffe nicht mehr ausreichte. Diese Maßnahme war für das Überleben des Seehandelsplatzes essenziell, um weiterhin am Handel partizipieren zu können.
Wie das umfangreiche Fundmaterial aus dem Hafen von Haithabu anzeigt, dienten die umfangreichen Hafenanlangen nicht allein den Bedürfnissen der Handelsschifffahrt beziehungsweise aus einer beabsichtigten Erleichterung des Warenumschlags zwischen Schiff und Land. Auf der sukzessive entstandenen hölzernen Plattform fanden gleichzeitig die Handelsgeschäfte statt und vermutlich wurden hier auch kurzzeitig Waren zwischengelagert – der Hafen von Haithabu diente der dicht bebauten Siedlung somit als Marktplatz. -
Die Landebrücke - der Eingang zur Stadt
Errichtung: Winterhalbjahr 885/886/ Nutzungsdauer (mit Reparaturen und Ausbauten): etwa 130 Jahre/ Größe: 41 m x 9,7 m (max.)/ ca. 385 qm/ Konstruktion: mehrreihige Pfahljochbrücke. Die Jochpfähle (Brückenpfähle) bestehen aus mächtigen Viertelstämmen, von denen jeweils 5 - 6 in einer Reihe ein Joch bilden. Die Jochpfähle tragen ebenso mächtige Jochbalken (Querbalken). Den Oberbau bilden stangenartige Unterzüge (Längsbalken), auf denen die Belagbohlen aufliegen. Diese sind an den Seiten durch sog. Rödelleisten miteinander verbunden.
Besonderheiten: Während die Joche am landwärtigen Ansatz der Landebrücke lediglich aus fünf Pfählen bestehen, wurde der Unterbau ab dem siebten Joch durch das Einfügen eines weiteren Pfahls planmäßig verbreitert. Bei dem noorwärtigen Abschnitt handelt es sich um einen späteren Ausbau der Anlage, der diese um 8,5 m in Richtung Noor verlängerte. An dem Brückenkopf der Landebrücke war um 990-1010 das königliche Langschiff Haithabu Wrack I gesunken. -
Das Haus des Kammmachers (Haus 1)
Errichtung: 874 oder kurz danach/ Nutzungsdauer etwa zehn Jahre/ Größe: 12 m x 5,5 m (max.) / ca. 62 qm/ Konstruktion: Wandgerüstkonstruktion mit schrägen Außenstützen. Die tragenden Gerüstpfosten der Wand bestehen aus Spaltbohlen, die Wandfüllung aus Lehm um Flechtwerk. Die schrägen Außenstützen fangen den Schub eines Sparrendaches auf, bei dem die Sparren auf die Rähme gestellt sind.
Besonderheiten: Das Gebäude ist dreigeteilt mit einem zentralen Wohnraum (Herdplatte sowie seitliche Podeste als Wohn- und Schlafstätten), einem Wohn- und Wirtschaftsteil (Kuppelofen) mit Haupteingang (Bohlenzuweg) und einem separaten (Innenwand) Handwerks- oder Lagerraum mit eigenem Außeneingang.
Einrichtung: Im Wohn- und Wirtschaftsbereich findet sich typisches Kücheninventar. Die Werkstatt ist für die Verarbeitung von Knochen und Geweih eingerichtet. Hier entstehen vor allem Kämme, Spielsteine, Nadeln und kleinere Werkzeuge. -
Das Haus des Tuchhändlers (Haus 2)
Errichtung: 833/ Nutzungsdauer: nach einem Jahr abgebrannt/ Größe: 16,3 m x 6,2 m (max.) / ca. 98 qm/ Konstruktion: Wandgerüstkonstruktion. Die Wand besteht abwechselnd aus breiten tragenden Spaltbohlen (Gerüstpfosten) und schmaleren, die der Flechtwand Halt geben. Das Haus wurde mit einem traditionellen Pfettendach rekonstruiert.
Besonderheiten: Mit dem zentralen Wohnraum ist ein niedriger gelegener Stallteil offen verbunden. In die Pfosten des Stalles waagerecht eingeschobene Kanthölzer, die ein Einsinken der Pfosten in den Boden verhindern sollten, könnten auf eine Zwischendecke hinweisen. Zudem zeichnet sich das Gebäude durch einen kleinen Einbau aus Eichenbohlen aus, in dem vermutlich Waren oder Vorräte gelagert wurden. -
Das Haus des Händlers (Haus 3)
Errichtung: 852/ Nutzungsdauer: vier oder fünf Jahre/ Größe: 12,1 m x 6,5 m (max.) / ca. 78 qm/ Konstruktion: Innengerüstkonstruktion. Das tragende Gerüst befindet sich im Inneren des Hauses und besteht aus kräftigen Rundhölzern. Die Wand besteht aus Spaltbohlen, um die Flechtwerk gewunden ist. Dieses ist mit Lehm verstrichen.
Besonderheiten: Dieses ist das einzige rekonstruierte Haus, bei dem für das Gerüst Rundhölzer verwendet wurden. Um Holz zu sparen, wurden in Haithabu normalerweise Baumstämme aufgespalten. Wichtigstes Bauholz war Eiche, da es am härtesten und widerstandsfähigsten ist. In diesem Gebäude sind im Dachgerüst jedoch auch Hölzer aus Birke, Buche, Erle und Esche verzimmert, wie sie in Haithabu im 9. Jahrhundert zumindest gelegentlich beim Hausbau Verwendung fanden.
Einrichtung: Möglicherweise besaßen einige Händler feste Häuser in Haithabu, die sie in der Handelssaison nutzten. Der hintere Raum ist als Wohn- und Schlafbereich für die jeweiligen Bewohner eingerichtet, während im vorderen Teil Waren lagern. -
Das Haus des Holzhandwerkers (Haus 4)
Errichtung: 882/ Nutzungsdauer: unbekannt/ Größe: 5,2 m x 3,55 m (max.)/ ca. 17 qm/ Konstruktion: Palisadenbau. Die Wand besteht aus unterschiedlich langen Spaltbohlen, die jeweils so tief eingeschlagen sind, dass sie eine einheitliche Oberkante bilden. Darauf ist das Dach gestellt. Dieses wird – im Gegensatz zu den anderen Konstruktionen – von allen Hölzern gleichermaßen getragen.
Besonderheiten: In einer Wandbohle wurde ein kleines Fenster eingeschnitten, das in seiner Größe und Form exakt einem in Haithabu gefundenen Fenster entspricht. Ebenfalls im Haithabu des 9. Jahrhunderts nachgewiesen sind kleine Fenster, die in das Flechtwerk der Wand eingeschnitten wurden (Häuser 1, 2 und 7). Haus 5 zeigt Fenster, wie sie für jüngere Konstruktionen vorstellbar sind.
Einrichtung: Holz war in Haithabu ein vielfältig genutzter Werkstoff. Nicht nur Teller, Becher und Schalen wurden daraus gearbeitet, sondern auch Einrichtungsgegenstände wie Truhen und Tröge. In diesem Haus sind, neben den Produkten, unterschiedliche Rohmaterialien und Werkzeuge zu sehen. -
Das Versammlungshaus (Haus 5)
Errichtung: 10. Jahrhundert/ Nutzungsdauer: unbekannt/ Größe: 16,1 m x 6,7 m (max.)/ ca. 98 qm/ Konstruktion: Pfosten-Schwellriegel-Konstruktion. Das tragende Gerüst des Hauses bilden die in den Boden eingegrabenen Halbstämme (Pfosten). Zwischen den Pfosten befinden sich Schwellriegel (Ausnahme im Nordwesten). Auf diesen ruht die Wandfüllung, die aus waagerechten oder senkrechten – gespundeten oder auf Stoß gestellten – Spaltbohlen bestehen kann. Das große Gebäude weist damit viele „moderne“ Konstruktionselemente auf, wie sie in den späteren skandinavischen Stabkirchen vorkommen.
Besonderheiten: Haus 5 ist das einzige Gebäude, das exakt an seinem ursprünglichen Standort wiedererrichtet wurde. Alle anderen Häuser standen ursprünglich an anderer Position innerhalb der Siedlung. Sie wurden aufgrund ihrer guten Erhaltung für die Rekonstruktion ausgewählt und an Stellen aufgebaut, an denen ursprünglich andere Gebäude standen.
Einrichtung: Dieses Gebäude ist mit Tischen und Bänken eingerichtet und wird als eine Art Gemeinschaftshaus genutzt, in dem man sich in größerer Runde aufhalten kann. -
Das Haus des Schuhmachers (Haus 6)
Errichtung: 880er Jahre/ Nutzungsdauer: unbekannt/ Größe: 3,2 m x 2,6 m/ ca. 8 qm/ Konstruktion: Blockbau. Die Wände dieses Hauses bestehen aus übereinander geschichteten, liegenden Kanthölzern, die an den Ecken miteinander verkämmt sind. Ritzen, die sich zwischen den Balken ergeben, sind mit Moos abgedichtet.
Besonderheiten: Das Blockhaus stellt für Haithabu eine Besonderheit dar, weil normalerweise für Blockbauten bevorzugt gerade wachsende Nadelhölzer verwendet wurden. Kiefer, Tanne und Fichte waren jedoch in der Wikingerzeit in diesem Raum nicht heimisch, so dass für dieses Haus die Balken mühsam aus Eiche zugehauen werden mussten.
Einrichtung: Ein Hauptteil der Lederfunde in Haithabu bildeten Schuhe, die in verschiedenen Varianten existierten. Zwei unterschiedliche Herstellungsmethoden sind bekannt, jeweils mit verschiedenen Schnittmustern. Zahlreiche Produktionsabfälle sowie Funde von hölzernen Schuhleisten sprechen für eine lokale Anfertigung von Schuhwerk. Leder wurde wahrscheinlich nicht selbst in Haithabu gegerbt, aufgrund der daraus resultierenden Wasserverschmutzung. -
Die Herberge (Haus 7)
Errichtung: 874 oder kurz danach/ Nutzungsdauer: etwa zehn Jahre/ Größe: 12 m x 5,5 m (max.)/ ca. 62 qm/ Konstruktion: Wandgerüstkonstruktion mit schrägen Außenstützen. Bei Haus 7 handelt es sich um eine Alternativrekonstruktion von Haus 1 (Grundriss ist gespiegelt). Archäologen kennen meist nur die im Boden verbliebenen Reste von Häusern. Daher nimmt die Zuverlässigkeit von Rekonstruktionen zum Dach hin ab. Eine große Ausnahme ist, dass von diesem Haus das Flechtwerk der Wände und des Giebeldreiecks erhalten blieb, so dass die Wandhöhe (ca. 2 m) und die Dachneigung (40°) sicher rekonstruiert werden können. Dennoch bleiben – insbesondere im Dachbereich – immer noch alternative Rekonstruktionsmöglichkeiten, wie der Vergleich mit Haus 1 zeigt.
Besonderheiten: Im Ostraum werden verschiedene Stadien des Wandaufbaus gezeigt. Dort ist das Dach in einem Bereich zusätzlich mit Lindenbast- bzw. mit Strohseilen gebunden.
Einrichtung: Um am Handelsgeschehen teilzuhaben, kamen viele Reisende nach Haithabu. Hier konnten sie in Herbergen einkehren. Die Ausmaße von Herdplatte und Backofen in diesem Haus lassen es zu, für eine große Anzahl von Menschen Mahlzeiten zu bereiten.