Die wilden Stauden der Wikinger
Kochbücher aus jener Zeit in Haithabu gibt es nicht. Auch keine Kräuterbücher oder überlieferte Rezepte. Aufgrund zahlreicher Funde wissen wir jedoch, welche Pflanzen die Siedler von Haithabu gesammelt haben. Zudem gibt es für Archäologen und Archäobotaniker viele Hinweise, aus denen sich Rückschlüsse ziehen lassen, wofür die Menschen die wilden Stauden genutzt haben. Wir stellen Ihnen 5 der beliebtesten vor.
Großer Wiesenknopf
Er hat kleine, dunkelrote Blütenköpfe, die sich auf ihren filigranen Stengeln sanft im Wind bewegen, und ist in jedem Garten und Blumenstrauß ein Blickfang: der Große Wiesenknopf. Er ist die Blume des Jahres 2021. Diese Pflanze ist aber bei weitem nicht nur schön, sie galt schon vor Hunderten von Jahren als Hausmittel. So besitzt sie Gerbstoffe, die zur Blutstillung eingesetzt worden sein sollen. Darüber hinaus, so heißt es zumindest in Überlieferungen, soll der Große Wiesenknopf antibakteriell, schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken.
Lauch
Ob zu Suppe verarbeitet, in einer Gemüsepfanne oder oder oder. Wir alle kennen Lauch. So viele Rezepte, wie es gibt, so häufig tauchen Lauchgewächse im Laufe der Geschichte auch in Anekdoten, Geschichten und Sagas auf. In der „Olafs saga helga“ zum Beispiel geht es um die Bedeutung des Lauchs für diagnostische Zwecke. Darin braut eine Heilkundige ein Gemisch aus Lauch und Kräutern, gibt einem Kranken davon zu essen und will anhand des Geruchs, der aus der Wunde kommt, erkennen, ob es eine tödliche Wunde ist…
Kohl
Für Kohl gilt das Gleiche wie für Lauch: Es gibt unzählige Rezepte für ihn - unzählige Geschichten, die sich um ihn herumranken. Schon in der Antike, also lange vor den Wikingern, schrieben die Menschen dem Gewächs viele positive gesundheitliche Wirkungen zu. In Haithabu könnte das Gemüse dem Eintopf der Saison eine nahrhafte Zutat gewesen sein. Kohl scheint fast ein Alles-Könner - im Topf wie in der Naturheilmedizin. Dabei werden viele Wirkmechanismen, die dem Kohl zugeschrieben werden, erst heute wissenschaftlich erforscht.
Engelwurz
Die echte Engelwurz ist eine der ältesten bekannten Nutzpflanzen im Norden Europas. Aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehaltes war sie sehr geschätzt. Noch heute werden ihre zarten Blätter in Salaten verarbeitet. Ihre Wurzel ist in fast jedem Magenbitter zu finden. In altnordischen Gesetzestexten wird sogar einen schwere Strafe festgelegt für diejenigen, die anderen Engelwurz aus dem Garten stehlen.
Thymian
Schon die Wikinger haben es gewusst: mit Thymian lässt sich so manches Gericht wunderbar würzen. Ob sie damit vielleicht auch das Schweinefleisch würzten, das in Haithabu bevorzugt in den Kochkesseln garte – wir können es nur vermuten. Abgesehen davon wussten aber auch die Menschen im Mittelalter schon, dass Thymian eine desinfizierende Wirkung hat und gut gegen Erkältungskrankheiten hilft.